Die Frage ist aber, wie häufig und auf keinen Fall „vorbeugend“, sowie es im konventionellen Bereich erlaubt ist. Wenn das Tier krank ist und eine Karenzzeit vergangen ist, sodass die Schadstoffe abgebaut werden konnten, dann darf es auch wieder verkauft werden. Ansonsten müsste so ein Tier dann im konventionellen Bereich verkauft werden.
Wie groß ist Ihre Konkurrenz?Konkurrenz belebt das Geschäft und man muss immer sehen, in welchem Bereich ist es wirklich Konkurrenz. Den nächst größeren Bioladen, der genauso aufgestellt ist wie wir, gibt es einmal in Bottrop Fuhlenbrock oder es gibt einen in Gelsenkirchen Buer, einen in Dorsten und einen in Dinslaken, aber die Frage ist ja, was sieht der Kunde als unseren Wettbewerb an. Viele Kunden meinen ebenfalls auch, dass sie im Marktgeschäft frische Waren bekommen, und es gibt einen guten Wochenmarkt. Der könnte genauso gut als Wettbewerb angesehen werden wie auch ein Hofladen oder konventionellen Laden. Dadurch, dass mehr und mehr Bio jetzt auch in den konventionellen Supermärkten verkauft wird, haben wir den Eindruck, dass die Hemmschwelle geringer wird. Die Leute sind eher bereit hier hineinzugehen, weil sie Bio schon in konventionellen Supermärkten kennengelernt haben. Außerdem haben wir den Eindruck, seit „Fridays for future“ unterwegs ist, dass die jungen Leute mehr und mehr auf Nachhaltigkeit achten, ist auch die Hemmschwelle dort geringer. Man kommt hierher, weil man sagt, dass es im Bioladen unverpackte Dinge gibt. Auch wenn wir nicht sagen: „Wir sind ein unverpackt–Laden“. All unser Obst und Gemüse ist unverpackt, bei unserer Käsetheke kann man seine eigene Schale mitbringen, genauso wie beim Brot und Kuchen.
Also achten Sie sehr auf Nachhaltigkeit?Ja, wir achten sehr auf die Nachhaltigkeit. [...] Also es geht um die reine Nachhaltigkeit, hinsichtlich der Verpackung und auch darüberhinaus, also auch dass wir sagen, wir versuchen CO2-kompensierte Ware anzubieten. Oder aber es wird sofort CO2 kompensiert, das heißt dass auf der einen Seite zwar CO2 ausgestoßen wird, auf der anderen Seite Bäume gepflanzt oder es wird investiert in Nachhaltigkeitsprojekte, wo dann eine Rückgewinnung stattfindet. Es geht darüber hinaus darum, dass man sagt, die soziale Komponente ist wichtig, also es gibt Partnerschaftsprojekte zum Beispiel in Burkina Faso, wo unser Großhandel, der ja auch unser Bioladenlogo hat, in Projekte investiert, von Frauenkooperationen oder Bereichen, wo die Leute Cashewkerne oder Mangos anbauen, wo die Kinder in den Kindergarten gehen können, wo man den Leuten garantiert: Wenn ihr eure Sachen geerntet habt, dann nehmen wir euch alles ab. Wir sorgen für den Transport und wir zahlen euch faire Preise für eure Arbeit, dass sie auch einen ordentlichen Lohn haben und ein regelmäßiges Einkommen. [...] Wir haben da hinten an der Wand stehen: „von glücklichen Tieren“. Also wir selber, mein Mann und ich, wir sind der Meinung, dass man, wenn ein Tier geschlachtet wird, es auch vernünftig leben muss, dass es vernünftig gefüttert wird und Auslauf hat und frische Luft. Und wenn man die Dinge alle beherzigt, dann ist man als Bioladen schon ganz richtig.
von Franka Schulte-Bockum und Zi-Cing Cheung