Umsetzung des Gender Mainstreaming am VGK
zu geschlechtsspezifische Aspekte der LRS-Förderung
Frauenförder- bzw. Gleichstellungsplan 2019-23
Die Kolleginnen und Kollegen finden aktuelle Informationen zu 'Gleichstellung - Teilzeit - Elternzeit ...' unter
Logineo LMS (--> Verschiedenes --> Lehrerzimmer).
Schulleitung, Lehrer/innen, Schüler/innen und Eltern des Vestischen Gymnasiums formulieren im Schulprogramm folgende Grundhaltung als Teil ihres Leitbildes [wie sie auch das Landesgleichstellungsgesetz (vgl. §1 LGG vom 09.01.1999) fordert]:
„Wir akzeptieren und respektieren jeden als Person mit seinen Stärken und Schwächen und nehmen alle mit ihren schulischen und persönlichen Belangen ernst. Wir verpflichten uns darüber hinaus zu gegenseitiger Wertschätzung und Akzeptanz von Normen.“
„Wir legen Wert auf einen weltoffenen, toleranten und respektvollen Umgang. Dazu gehört für uns, sich auf Anderssein einzulassen - das heißt Interesse an diesem zu entwickeln, kulturelle und sprachliche Prägungen sowie Menschen mit Handicaps zu akzeptieren und eigene Überzeugungen kritisch zu hinterfragen. Wir fördern ein couragiertes Eintreten für Andere bzw. für eine Sache oder eine Idee. […]“
„Gegenseitige Unterstützung und ein vielfältiges und lebendiges Miteinander halten wir in unserer Schule für unverzichtbar. Wir möchten das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken und dadurch Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein steigern.“
Jeden als Person mit seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren beinhaltet u. a., Jungen und Mädchen, Männer und Frauen in ihrer Verschiedenartigkeit wertzuschätzen und zu fördern, ihnen Verhaltensmuster und Wertvorstellungen bewusst zu machen, die auf überlieferte Geschlechterrollenerwartungen zurückgehen, und ihre Handlungs- und Sprachmuster sowie Denkweisen nach ihren Ursachen zu hinterfragen und sie ggf. zu verändern oder zu erweitern.
Alltägliche Formen von Gewalt und Sexismus sollen deutlich gemacht und die Bereitschaft zum Abbau geschlechtsspezifischer Benachteiligungen soll gefördert werden.
„[S]ich auf Anderssein einzulassen“ meint, seine Perspektive über ‚den Tellerrand des Gewohnten’ hinaus auszudehnen, ungleiche Chancen und Diskriminierungen wahrzunehmen, sich einzufühlen, sich vertraut zu machen und auseinanderzusetzen mit andersartigen Bedürfnissen, Erfahrungs- und Denkmustern, mit der Situation Anderer (Menschen anderen Geschlechts, anderer Herkunft, mit einem Handicap etc.).
Ein reflektierter, (selbst)bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen und der Rolle des jeweils Anderen in einem lebendigen Miteinander sind unser gemeinsames Ziel.
Es geht folglich ausdrücklich nicht lediglich darum, dass Mädchen und Frauen zu erreichen suchen, was traditionell Jungen und Männer tun.
Rollenverständnis und Maßnahmenkatalog
In ihrer beratenden und unterstützenden Funktion sowohl gegenüber der Schulleitung als auch gegenüber dem Kollegium sowie den Referendaren und Referendarinnen ist es die Aufgabe der Ansprechpartnerin des Vestischen Gymnasiums, das Schulleben unter Gender–Gesichtspunkten kritisch zu beleuchten und Ideen zur Verbesserung der schulischen Situation von Jungen und Mädchen (Schülern und Schülerinnen) sowie Männern und Frauen (Kollegen und Kolleginnen, Referendaren und Referendarinnen) zu entwickeln.
Ihre Ideen und Empfehlungen können sich bekanntermaßen auf die folgenden Bereiche beziehen:
– die Schulprogrammentwicklung,
– die Klassenbildung, Unterrichtsverteilung und Aufstellung des Stundenplans,
– Fragen des koedukativen Unterrichts,
– Schülerbetriebspraktika,
– die Besetzung von Gremien oder Funktionen,
– den Einsatz teilzeitbeschäftigter oder allein erziehender Lehrkräfte,
– den Einsatz von Lehrkräften, die aus einem Erziehungsurlaub bzw. aus einer Beurlaubung zurückkehren,
– Fortbildungsveranstaltungen und
– die Umsetzung des Gleichstellungsplans.
Die Schwerpunkte der Arbeit der Ansprechpartnerin bezogen sich in den vergangenen Jahren auf:
- die Mitarbeit an der Einrichtung von Tutorien zur Lese- und Rechtschreibförderung für Schüler/innen der Klassen 5 und 6 (auch als Maßnahme zur Jungenförderung) /Auswahl von Lektüren unter Gender-Aspekten,
- die Durchführung von Unterrichtsvorhaben und -aktionen mit Gender-Schwerpunkten, z.B. Formulierung eines Klassenbriefes an die Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bottrop (Anliegen: Erweiterung des Projekts ‚Mädchenmerker‘ – eines Kalenders für Mädchen – auch auf Jungen) / Projekt mit Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern,
- die Einrichtung und alljährliche Organisation des Girls’ und Boys’ Day (i.d.R. am letzten Donnerstag im April) sowie eine Überarbeitung des Konzepts zur Auswertung der Erfahrungen der Schüler/innen in Zusammenarbeit mit der Fachschaft Politik,
- die Verankerung von Gleichstellungsmaßnahmen zur Mädchen- und Jungenförderung im
Schulprogramm, und zwar …
- die Teilnahme der Mädchen der 8. Klassen am Girls’ Day (seit 2007/2008) und
- die Teilnahme der Jungen der 8. Klassen an einem Boys’ Day (seit 2008/2009),
- Maßnahmen zur Leseförderung (s.o.) in der Erprobungsstufe (seit 2010/2011)
- die Empfehlung an die Koordinatoren und Koordinatorinnen der Betriebspraktika der 9. Klassen, die Unternehmen, die die Achtklässlerinnen und Achtklässler am Girls' und Boys’ Day aufsuchen, in die Liste der Praktikumsplätze mit aufzunehmen, um das Spektrum für Jungen und Mädchen zu erweitern,
- die Anregung von Maßnahmen zu einer Schulung der Kolleginnen und Kollegen im Bereich der Arbeit mit dem Computer, und zwar in zwei Gruppen jeweils speziell für Frauen und für Männer [aufgrund der Vorerfahrungen bei einer Intel-Schulung, die von mehreren Kolleginnen vorzeitig abgebrochen wurde],
- die Unterstützung der Idee, eine Maßnahme zur Einführung der Kolleginnen und Kollegen in die Arbeit mit Moodle bzw. Logineo LMS durchzuführen (möglichst als männer- und frauenbezogene interne Fortbildung),
- die Mitarbeit an einem Bandbreitenmodell, welches zur Entlastung aller Korrekturlehrerinnen und –lehrer beiträgt und dabei die Teilzeitkräfte anteilig berücksichtigt, und an einem veränderten Entlastungsmodell (2022/23),
- Engagement für eine zahlenmäßig möglichst gleichmäßige Geschlechterverteilung bei der Besetzung von Stellen, von Arbeitskreisen und Gremien (wegen des höheren Frauenanteils im Kollegium nicht immer möglich),
- die Einführung und Gestaltung eines ‚Wunschzettels‘ für Lehrerinnen und Lehrer zur Darlegung individueller Informationen und Wünsche zur Stundenplangestaltung (insbesondere zur Berücksichtigung familiärer Verpflichtungen teil- und vollzeitbeschäftigter Kolleginnen und Kollegen),
- die Information und Beratung der Teil- und Vollzeitkräfte zum Thema Mehrarbeit, Elternzeit, Bandbreite, Karriereförderung etc.
- die alljährliche Information des Kollegiums über den Frauenförderplan und den Stand der Umsetzung am VGK etc. im Rahmen einer Lehrerkonferenz,
- die Verschriftlichung, Überarbeitung und Erweiterung des Teilzeitkonzepts des Vestischen Gymnasiums (in Zusammenarbeit mit den Teilzeitkräften) sowie dessen Evaluation (in Zusammenarbeit mit der Steuergruppe und dem Lehrerrat),
- den jährlichen Besuch der Dienstbesprechung für Ansprechpartnerinnen,
- die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen zur neuen Rolle der Ansprechpartnerin für Gleichstellungsfragen (ab dem Schuljahr 2013/14),
- die Teilnahme an zahlreichen Ausschreibungen für schulscharfe Stellen, Auswahlkommissionen für schulscharfe Stellenbesetzungensowie Stellenausschreibungen für Beförderungsämter.
Bedarf zur Gleichstellung in unserem Schulalltag und Möglichkeiten der UmsetzungFragen der Geschlechtergleichstellung sollen in der Organisation der Schule, in allen Bereichen des Lehrens und Lernens, insbesondere aber in Lehrinhalten, Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien berücksichtigt und eine diesbezügliche Diskussion an der Schule angeregt werden.
a) Bereich UnterrichtIm Ganzen müssen Inhalte, Methoden und didaktische Verfahrensweisen unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Zugangsweisen von Mädchen und Jungen Rechnung tragen und eine Auseinandersetzung von Jungen und Mädchen mit ihrer eigenen und der jeweils anderen Geschlechterrolle direkt und indirekt berücksichtigen.
Dies geschieht beispielsweise in Phasen des Biologieunterrichts (Thema ‚Sexualerziehung’), in denen Jungen und Mädchen zeitweise getrennt unterrichtet werden: In der Stundentafel wird dem naturwissenschaftlichen Unterricht in Klasse 5 eine zusätzliche Stunde eingeräumt. Im Sinne der reflexiven Koedukation werden die Schülerinnen und Schüler dabei nach Geschlecht getrennt in Physik bzw. Biologie unterrichtet, d.h. während die Mädchen Physik lernen, sind die Jungen im Biologieunterricht. Im wöchentlichen Wechsel tauschen die Gruppen.
Eine zusätzliche Stunde wird ebenfalls in Klasse 7 erteilt. Hier werden die Gruppen in Chemie und ITG (InformationsTechnische Grundlagen) möglichst auch nach Geschlecht aufgeteilt. In ITG lernen die Schülerinnen und Schüler Grundlagen verantwortungsvoller Computer-Nutzung und der Schaffung von Medienkompetenz kennen.
Weitere individuelle genderspezifische Unterrichtsangebote (ggf. auch für einzelne Sequenzen) sind im Unterricht der Kolleginnen und Kollegen denkbar.
Auch der prägende Einfluss der Medien hinsichtlich eines Verständnisses von Geschlechterrollen muss in allen Jahrgangsstufen immer wieder zum Inhalt des Unterrichts gemacht werden.
Das Thema ‚Geschlechtersozialisation und Gleichstellung' findet innerhalb der Schulcurricula bereits weitreichend Berücksichtigung im Rahmen von Unterrichtsvorhaben verschiedener Unterrichtsfächer im Laufe der Sekundarstufe I und II.
Die (epochentypischen) Rollen von Mann und Frau werden beispielsweise reflektiert im Unterricht der Fächer Englisch und Französisch sowie im Religions- und Deutschunterricht der Sek I. Dabei steht dieser Aspekt oft auch im Kontext anderer Themenschwerpunkte, z. B. im Rahmen einer Unterrichtsreihe der (bisher) 8. Klassen zum Thema ‚Zeitung’ im Fach Deutsch, in deren Verlauf die Schülerinnen und Schüler das Medium analytisch unter die Lupe nehmen und dabei auch Gender - Aspekte berücksichtigen und selbst (im Rahmen des ZEUS - Projektes) zu verschiedenen Themen, die ihnen wichtig sind, Texte verfassen und z. T. veröffentlichen.
Eine geschlechtersensible Auswahl an Lektürestoffen in den literarischen Fächern der Sekundarstufe I und II ist ein weiterer wesentlicher Aspekt der Berücksichtigung von Gender - Aspekten im Rahmen des Unterrichts. Sowohl in ihren thematischen Schwerpunktsetzungen als auch in den angebotenen Identifikationsfiguren und –situationen ist auf eine gleichmäßige Verteilung zu achten.
Während der Einfluss auf die Lektüreauswahl der Sekundarstufe II in dieser Hinsicht seit Einführung des Zentralabiturs für die Kolleginnen und Kollegen begrenzt ist, kann im Rahmen der Sekundarstufe I hier noch eine bewusste Auswahl getroffen werden.
Ähnliches gilt für die Arbeitsmaterialien in allen Unterrichtsfächern, bei deren Erstellung strikt zu vermeiden ist, dass tradierte Geschlechterrollenerwartungen unbewusst und unreflektiert bestätigt und verfestigt werden.
Auch im Bereich der Leseförderung (insbesondere in der Erprobungsstufe) sind geschlechtsspezifische Probleme und Interessen zu berücksichtigen.
Die Auswahl der Facharbeitsthemen in der Jahrgangsstufe 12/Q1 in den Jahren 2001 bis 2023 belegt darüber hinaus, dass der Anteil der an Gender-Aspekten orientierten Themenstellungen immerhin etwa 5% beträgt und viele Fächer betrifft. Eine Auswahl sei hier genannt:
Auswahl aus den Facharbeitsthemen 2001–2023 zur Thematik ‚Rolle der Frau’ / 'Rolle des Mannes' oder einer anderen Gleichstellungsthematik