Der Begriff „Mobbing“ ist zu einem selbstverständlichen Bestandteil im Wortschatz aller Schüler*innen geworden. Man kann davon ausgehen, dass mindestens jedes 10. Kind im Laufe seiner Schulzeit Opfer von Mobbing wird und beinahe jedes 8. Kind im Laufe seines Schullebens selbst aktives Mobbing ausübt. Mobbing hat zahlreiche Erscheinungsformen, wesentlich ist jedoch, dass es systematisch erfolgt und sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. Der Psychologe Olweus definiert in Bezug auf Schüler Mobben wie folgt: „Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über eine längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist […]“ (Olweus, D.: Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können. Bern 32002).
Die Anzeichen für Mobbing in einer Schulklasse sind vielfältig. Es seien nur einige Beispiele genannt: In der Klasse herrscht ein auffallend rauer Umgangston, Beleidigungen gelten als „normaler“ Umgangston, es bilden sich abgeschlossene Cliquen, Mitschüler*innen werden ausgegrenzt oder gar schikaniert. Fortgesetztes Mobbing hat sehr ernst zu nehmende Konsequenzen für die Betroffenen. Diese werden zunehmend unsicherer und gehen möglicherweise nur noch widerwillig in die Schule. Letztlich kann Mobbing zu Angstzuständen und psychosomatischen Erkrankungen führen.
Unter Schüler*innen findet Mobbing häufig in Situationen statt, die sich der Beobachtung durch Lehrer*innen entzieht, z.B. in den Pausen oder auf dem Schulweg. Im Unterricht selbst macht sich Mobbing häufig nur sehr indirekt bemerkbar, sodass es schwierig ist, während des Unterrichts angemessen darauf zu reagieren.
Einige Kolleg*innen des Vestischen Gymnasiums haben beim „asb – arbeitskreis soziale bildung und beratung e.V.“ in Münster an der Fortbildungsreihe „Spotlight – Theater gegen Mobbing“ teilgenommen. Kern des zugrunde liegenden Konzepts ist die Durchführung eines Anti-Mobbing-Projekttages in der Schule.
Wir haben uns am VGK dafür entschieden, mit allen Klassen der Jahrgangsstufe 7 im Laufe des Schuljahres (wenn möglich zum Halbjahreswechsel) diesen Anti-Mobbing-Projekttag durchzuführen, unabhängig davon, ob in der Klasse Mobbingfälle bekannt sind oder nicht. Ziel des Projekttages ist es, die ganze Klasse für das Thema zu sensibilisieren bzw. Strategien für die Lösung von Konflikten zu erarbeiten. Der theaterpädagogische Ansatz eröffnet die Möglichkeit, durch Rollenspiele soziale Strukturen für alle spürbar werden zu lassen, Verhaltensalternativen im Spiel auszuprobieren und zu ändern.
Der theaterpädagogische Projekttag umfasst drei Phasen:
· 1. Phase: Kontakt
· 2. Phase: Konfrontation
· 3. Phase: Konsequenz |
Die Durchführung des Projekttages umfasst einen Unterrichtsvormittag, d.h. die betroffene Klasse ist an diesem Tag vom Unterricht freigestellt, um in den für sie vorbereiteten Räumen das Anti-Mobbing-Projekt durchzuführen. Ziel ist es in jedem Falle, das Gemeinschaftsgefühl der Klasse zu fördern.
Begleitet werden soll der Anti-Mobbing-Projekttag ab dem Schuljahr 2011/12 von einem Elternabend, auf dem die Eltern ebenfalls den Film „Die geheime Gewalt – Sandra wird fertig gemacht“ zu sehen bekommen. Auf der Grundlage des Films lassen sich allgemeine, charakteristische Merkmale für schulische Mobbing-Situationen aufzeigen, sodass sich die Eltern mit Mobbing als einem spezifischen Typ von Konflikten auseinandersetzen können.