LeseförderungBei Schüler:innen der Erprobungsstufe ist die Lesegeschwindigkeit der wichtigste Indikator zur Beurteilung der grundlegenden Lesefertigkeit. Daher werden mit Hilfe des standardisierten Testverfahrens „SLS 5-8“ (Salzburger Lese-Screening 5-8) Unterschiede in der Lesegeschwindigkeit der Fünftklässler:innen erhoben. Eine Wiederholung des Tests jeweils zu Beginn bzw. am Ende des folgenden Schuljahres gibt eine Rückmeldung über individuelle Fortschritte.
Jahrgangsstufe 5
Die Förderung konzentriert sich auf die Automatisierung der Lesefertigkeit. Beim flüssigen Lesen gleiten die Augen in gleichmäßigen Schwüngen von Wort zu Wort – besser noch von Wortgruppe zu Wortgruppe. Die Blicksprünge der Augen sind bei langsam Lesenden noch sehr kurz, die Fixationszeit einzelner Wörter ist noch sehr lang. Diese Fertigkeit kann man mit recht einfachen Mitteln trainieren.
Daher besuchen die Schüler:innen ein von Tutor:innen geleitetes „Lese-Tutorium“, wo sie durch den Einsatz unterschiedlicher Medien (das Programm „Lesefit“ am PC und ausgewählte Materialien zum Lesetraining) die basale Lesefertigkeit trainieren können.
Begleitet werden diese Übungen durch simultanes Lesen eines Textes zum Hören eines Hörbuchs bzw. zum Vortrag der Tutor:innen. Die Schüler:innen lesen die vorgetragenen Texte still mit und werden unvermittelt aufgefordert, den Lesevortrag laut fortzusetzen, um zu überprüfen, ob sie dem Lesetempo folgen konnten, und um ihre Freude und ihr Selbstbewusstsein beim Vorlesen zu steigern . Auf diese Weise werden die eher mechanischen Übungen durch ein Verfahren ergänzt, in dem es auch um Lesegenuss und Lesefreude geht. Die das Lesen begleitende Stimme der Vorleserin bzw. des Vorlesers des Hörbuchs stützt den Lesegenuss und durch das ausdrucksstarke Lesen das Textverstehen. Es fördert zudem das literarische Lernen, indem es zulässt, dass man Sprache genießt, dass beim Lesen Bilder im Kopf entstehen und dass die Hörer:innen Spannung aufbauen, wie es wohl weitergeht.
Das Lesen mit Hörbuch fördert also die Lesemotivation und – wenn man Freude am literarischen Werk gewinnt - das Selbstkonzept als Leser/in durch ein möglicherweise größeres Interesse am Lesen. Um geschlechtsspezifische Unterschiede der Schüler:innen berücksichtigen zu können, sollen unterschiedliche (Hör-)Bücher angeboten werden.
Attraktiv für Schüler:innen ist sicherlich das zweckfreie Lesen. Es werden nicht – wie häufig im Unterricht – Analysegespräche geführt.
Jahrgangsstufe 6Ab der Jahrgangsstufe 6 ist es unerlässlich, dass Schüler/innen über geeignete Lesestrategien verfügen. Es wird zunehmend wichtiger, für unterschiedliche Zwecke geeignete Lesestrategien auszuwählen (ob es z. B. wichtig ist, genau zu lesen, einen Text eher zu überfliegen oder gezielt nach bestimmten Informationen zu suchen). Zu diesem Zeitpunkt sollten die Schüler:innen geschlechtsspezifisch, also durchaus Klassen übergreifend gefördert werden. Die Textauswahl kann sich dann an geschlechtsspezifischen Interessen orientieren.
Die im Schuljahr 2010/11 erstmalig in der Jahrgangsstufe 5.1 durchgeführte Leseförderung hat gezeigt, dass zu Beginn des Schuljahres in allen Parallelklassen doppelt so viel Jungen wie Mädchen eine unterdurchschnittliche Lesefertigkeit aufwiesen. Die Förderung hat am Ende des Schulhalbjahres bei allen Geförderten eine Erhöhung der Lesegeschwindigkeit bewirkt und bei allen zu einem - gemessen an der Schulform Gymnasium – durchschnittlichen Ergebnis geführt.
Rechtschreibförderung
Seit dem Schuljahr 2011/12 nehmen alle Fünftklässler:innen auch an einem Rechtschreibtest teil, welcher vom Lernserver der Universität Münster entwickelt wurde. Anhand eines Lückenwort-Diktates wird ein Leistungsprofil erstellt, welches die Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler:innen im Bereich der Rechtschreibung aufzeigt.
Den Schüler:innen mit deutlichem Förderbedarf wird die Teilnahme an einem kombinierten Lese-/Rechtschreib-Tutorium empfohlen. Der Anspruch auf einen möglichen
Nachteilsausgleich laut
LRS-Erlass entfällt bei Nichtteilnahme.
Die individuellen Defizite der einzelnen Teilnehmer*innen der Tutorien werden bei der Auswahl der Rechtschreib-Übungsmaterialien berücksichtigt.