Lese- und Rechtschreibförderung 
in der Erprobungsstufe

Gut lesen bedeutet fließend und sinnentnehmend lesen zu können. Wer schlecht liest, tut sich schwer im Begreifen von Rechenaufgaben, im Erfassen von geistes- und naturwissenschaftlichen Fragestellungen, beim Verstehen von Texten, Tabellen und Grafiken. Nur wenige holen die am Beginn der Pubertät festgestellten Defizite in späteren Jahren noch auf.
Der Auftrag der Schule ist es folglich, so frühzeitig wie möglich für eine weitreichende Förderung der Lesekompetenz zu sorgen.

Weiterhin verweisen die Rechtschreibfähigkeiten der Schüler:innen nach wie vor vielfach auf deutlichen Förderbedarf in diesem Bereich. Daher bieten wir unseren Erprobungsstufenschüler:innen auch hier kostenlose Diagnose und Förderung in Tutorien an, die von älteren Schüler:innen geleitet werden.  
 
Jahr-
gangs-
          Trainingsschwerpunkt Leseförderung
stufe                 

  5.1               Leseflüssigkeitsdiagnose (1) im Laufe des ersten Schul-
                      halbjahres 


  5.2               Lese- und Rechtschreibtutorien bei Förderbedarf
                      ab dem 2. Schulhalbjahr: 
                        --> Verbesserung der Lesegeschwindigkeit / -fertigkeit
                         durch Übungen zum Augentraining, durch stilles   
                        Mitlesen eines Textes parallel zum Hören eines 
                        Hörbuchs oder zum Vortrag eines Buches durch
                        Tutor:innen (simultanes Lesen) / Auswahl der Hörbücher
                        nach geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten

  6.1                 Diagnose (1) zum Umgang mit Lesestrategien und
                      Leseflüssigkeitsdiagnose (2) zu Beginn des Schul-
                      jahres:
                      --> Training der Lesestrategien: Übungen zum Umgang
                        mit Texten und Texterschließung 
  6.2                --> Fortsetzung Lesestrategien-Training / Förderung der 
                        Lesefreude (Auswahl der (Hör-)Bücher nach
                        geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten)
  ... und  Trainingsschwerpunkt Rechtschreibförderung



 Rechtschreibdiagnose (1) im Laufe des ersten Schulhalbjahres 
 

Lese- und Rechtschreibtutorien bei Förderbedarf ab dem 2. 
 Schulhalbjahr:
 --> individuelle Förderung entsprechend den durch die Münsteraner       Rechtschreibanalyse festgestellten Defiziten





 Rechtschreibdiagnose zu Beginn (2) und Ende (3) des Schuljahres: 
 

--> individuelle Förderung entsprechend den durch die Münsteraner 
 Rechtschreibanalyse festgestellten Defiziten



Leseförderung

Bei Schüler:innen der Erprobungsstufe ist die Lesegeschwindigkeit der wichtigste Indikator zur Beurteilung der grundlegenden Lesefertigkeit. Daher werden mit Hilfe des standardisierten Testverfahrens „SLS 5-8“ (Salzburger Lese-Screening 5-8) Unterschiede in der Lesegeschwindigkeit der Fünftklässler:innen erhoben. Eine Wiederholung des Tests jeweils zu Beginn bzw. am Ende des folgenden Schuljahres gibt eine Rückmeldung über individuelle Fortschritte.


Jahrgangsstufe 5


Die Förderung konzentriert sich auf die Automatisierung der Lesefertigkeit. Beim flüssigen Lesen gleiten die Augen in gleichmäßigen Schwüngen von Wort zu Wort – besser noch von Wortgruppe zu Wortgruppe. Die Blicksprünge der Augen sind bei langsam Lesenden noch sehr kurz, die Fixationszeit einzelner Wörter ist noch sehr lang. Diese Fertigkeit kann man mit recht einfachen Mitteln trainieren.
Daher besuchen die Schüler:innen ein von Tutor:innen geleitetes „Lese-Tutorium“, wo sie durch den Einsatz unterschiedlicher Medien (das Programm „Lesefit“ am PC und ausgewählte Materialien zum Lesetraining) die basale Lesefertigkeit trainieren können.

Begleitet werden diese Übungen durch simultanes Lesen eines Textes zum Hören eines Hörbuchs bzw. zum Vortrag der Tutor:innen. Die Schüler:innen lesen die vorgetragenen Texte still mit und werden unvermittelt aufgefordert, den Lesevortrag laut fortzusetzen, um zu überprüfen, ob sie dem Lesetempo folgen konnten, und um ihre Freude und ihr Selbstbewusstsein beim Vorlesen zu steigern . Auf diese Weise werden die eher mechanischen Übungen durch ein Verfahren ergänzt, in dem es auch um Lesegenuss und Lesefreude geht. Die das Lesen begleitende Stimme der Vorleserin bzw. des Vorlesers des Hörbuchs stützt den Lesegenuss und durch das ausdrucksstarke Lesen das Textverstehen. Es fördert zudem das literarische Lernen, indem es zulässt, dass man Sprache genießt, dass beim Lesen Bilder im Kopf entstehen und dass die Hörer:innen Spannung aufbauen, wie es wohl weitergeht.
Das Lesen mit Hörbuch fördert also die Lesemotivation und – wenn man Freude am literarischen Werk gewinnt - das Selbstkonzept als Leser/in durch ein möglicherweise größeres Interesse am Lesen. Um geschlechtsspezifische Unterschiede der Schüler:innen berücksichtigen zu können, sollen unterschiedliche (Hör-)Bücher angeboten werden.

Attraktiv für Schüler:innen ist sicherlich das zweckfreie Lesen. Es werden nicht – wie häufig im Unterricht – Analysegespräche geführt.


Jahrgangsstufe 6
Ab der Jahrgangsstufe 6 ist es unerlässlich, dass Schüler/innen über geeignete Lesestrategien verfügen. Es wird zunehmend wichtiger, für unterschiedliche Zwecke geeignete Lesestrategien auszuwählen (ob es z. B. wichtig ist, genau zu lesen, einen Text eher zu überfliegen oder gezielt nach bestimmten Informationen zu suchen). Zu diesem Zeitpunkt sollten die Schüler:innen geschlechtsspezifisch, also durchaus Klassen übergreifend gefördert werden. Die Textauswahl kann sich dann an geschlechtsspezifischen Interessen orientieren.

Die im Schuljahr 2010/11 erstmalig in der Jahrgangsstufe 5.1 durchgeführte Leseförderung hat gezeigt, dass zu Beginn des Schuljahres in allen Parallelklassen doppelt so viel Jungen wie Mädchen eine unterdurchschnittliche Lesefertigkeit aufwiesen. Die Förderung hat am Ende des Schulhalbjahres bei allen Geförderten eine Erhöhung der Lesegeschwindigkeit bewirkt und bei allen zu einem - gemessen an der Schulform Gymnasium – durchschnittlichen Ergebnis geführt.

zu geschlechtsspezifischen Aspekten der LRS-Förderung im Gleichstellungskonzept (individuelle Förderung)

Rechtschreibförderung


Seit dem Schuljahr 2011/12 nehmen alle Fünftklässler:innen auch an einem Rechtschreibtest teil, welcher vom Lernserver der Universität Münster entwickelt wurde. Anhand eines Lückenwort-Diktates wird ein Leistungsprofil erstellt, welches die Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler:innen im Bereich der Rechtschreibung aufzeigt.

Den Schüler:innen mit deutlichem Förderbedarf wird die Teilnahme an einem kombinierten Lese-/Rechtschreib-Tutorium empfohlen. Der Anspruch auf einen möglichen Nachteilsausgleich laut LRS-Erlass entfällt bei Nichtteilnahme.

Die individuellen Defizite der einzelnen Teilnehmer*innen der Tutorien werden bei der Auswahl der Rechtschreib-Übungsmaterialien berücksichtigt.